Vorbericht Weiden vs Bayreuth
Erstes echtes Highlight der Saison – das Derby gegen die oberpfälzer Moosbüffel – wie wir unseren Gastgeber am Freitag liebevoll und etwas frotzelnd nennen…
Die Derbys zwischen Bayreuth und Weiden haben zwar für die Tigers nicht die Brisanz, wie das Derby gegen unsere Freunde aus Hochfranken – aber selbstredend knistert es beim Gedanken an epische Duelle. Ob es jetzt die Saison 1998/99 in der Abstiegsrunde war, als beide Teams am 21. Februar gemeinsam das Eis ob der hervorragenden Schiedsrichterleistung nicht mehr betreten wollten war, oder in der gleichen Saison, als man im letzten Spiel mit einem 3:5-Sieg in Weiden dem Abstieg von der Schippe sprang. Oder die Aufstiegsrunde in der Bayernliga 2010/11, als die Tigers als Zweiter der Vorrunde auf den Siebten aus Weiden trafen und zweimal mit einem Tor Unterschied verlor und den Aufstieg in die Oberliga verpasste.
Die letzten Duelle in der Oberliga erlebten beide Fanlager in der Aufstiegssaison des EHC Bayreuth in die DEL2, als man jeweils einmal in Weiden und zu Hause als Sieger und Verlierer vom Eis ging (4:1, 2:4, 2:4 und 3:2n.P.). Weiden war immer ein extrem unangenehmer Gegner, der immer für eine Überraschung gut war. In 19 Oberligaspielen gegeneinander behielten die Tigers dennoch mit 12 Siegen bei 7 Niederlagen und einem Torverhältnis von 87:49 klar die Oberhand.
Meist gingen die Tigers auch als Favorit in die Begegnungen – diesmal sind die Vorzeichen gänzlich anders. Weiden als Oberligaprimus mit 15 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten Rosenheim bereits letzte Saison als Meister in die Play-Offs zur DEL2 eingezogen, meisterte man alle Gegner bis ins Finale souverän (jeweils ein Sweep gegen Duisburg und Hannover, 3:1 gegen Halle). Im Finale traf man auf Rosenheim, die vorher den Aufstiegskandidaten Hannover Scorpions mit 3:1 im Halbfinale eliminiert hatten. In den ersten drei Spielen siegte jeweils das Auswärtsteam und in Spiel 4 machte Brad McGowan in der Overtime die DEL-2-Träume der Weidener mit seinem Treffer zum 2:1 n.V. zunichte.
Die Ambitionen in die DEL2 aufsteigen zu wollen sind in Weiden nicht kleiner geworden. Dank des großzügigen Geldbeutels von Hauptsponsor Ziegler (und das sage ich ohne Neid), konnte man Spieler nach Weiden holen, die man früher in einer Oberliga niemals gesehen hätte. Trainer Sebastian Buchwieser konnte sich wohl seine Spieler mehr oder weniger aussuchen und so wird er mit seinem Team auch für den Erfolg oder Misserfolg in dieser Saison gerade stehen müssen. Gerade die Ausgeglichenheit des Weidener Kaders ist beeindruckend. Ganz oben steht mit Tyler Ward ein Spieler, der in Bad Tölz in 46 Spielen sagenhafte84 Punkte sammeln konnte. Bereits in der letzten Saison sicherte man sich die Dienste von Spielern aus der DEL2: Aus Landshut stieß Rauhbein Markus Eberhard zum Team. In diesem Jahr sicherte man sich die Dienste weiterer höherklassiger Spieler: Aus Selb kam Martin Hlozek, aus Landshut Davin Maus und Daniel Bruch, aus Dresden heuerten Max Kolb und Vladislav Fillin an, vom DEL-2-Vorrundenprimus kamen Fabian Ribnitzky und Vincent Schlenker und als Königstransfer sicherte man sich vom DEL-Club Löwen Frankfurt die Dienste von Davis Elsner. Halten konnte man Kurt Davis, Luca Gläser, Dennis Thielsch, Thomas Rubes, Nardo Natzgaam, Adam Schusser und Dominik Müller – allesamt mit höherklassiger Erfahrung oder sehr gute Scorer im Team.
Nach sieben Spielen haben mit Ward (12), Rubes (12), Gläser (11) und Davis (10) bereits 4 Spieler zweistellige Punktewerte auf Ihrem Konto. 12 Spieler haben bereits 5 oder mehr Punkte erreicht. Das zeigt die Ausgeglichenheit dieses Kaders – jeder kann Tore schießen. Das belegt auch eine Powerplayquote von knapp 40% – 11 von 29 Überzahlsituation schloß man erfolgreich ab. Da wiegt die durchaus verbesserbare Unterzahlquote von 77% nicht so schwer. Aber – und hier gerne 5€ ins Phrasenschwein: Offense wins games, defense wins championships! In der Verteidigung verlässt man sich wohl noch zu sehr auf den Sturm, oder nimmt die Defensivarbeit noch nicht so ernst. 7 Spiele und 7 Siege überdecken ein eventuelles Problem. Die beiden Goalies Hübl (Rang 11) und Wölfl (Rang 6) liegen mit 90% Fangquote alles andere, als im vorderen Bereich der Liga. Auch wenn 13 Gegentore in 7 Spielen bei 39 erzielten Treffern (5,57 pro Spiel) alles andere, als ein Grund sich zu beschweren ist. Ob die aktuelle Performance in den Play-Offs ausreicht darf bezweifelt werden – aber bis dahin hat auch Weiden noch sehr viel Zeit an diesen Stellschrauben zu drehen.
Bei den Tigers schafft man es seit dem ersten Spiel sich kontinuierlich zu verbessern. Trainer Rich Chernomaz schafft es mehr und mehr dem Team seinen Stempel aufzudrücken. Defensiv gut stehen und hart arbeiten, Schüsse blocken, gutes Transition, hohes Forechecking und den puckführenden Gegner kontinuierlich und früh anzugehen, um hier sofort Druck zu machen. Ob die kämpferischen und spielerischen Attribute gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner ausreichen werden, darf man zwar bezweifeln, aber wenn die Tigers wieder alles geben, defensiv kaum Fehler machen, dann kann man es evtl. schaffen das Spiel lange Zeit offen zu halten. Wenn Weiden ins Rollen kommt, dann kann es aber auch schnell eine deutliche Niederlage werden. Es gilt einfach nur an der Leistung gegen Heilbronn anzuknüpfen – dann ist alles möglich und die Fans werden egal, wie das Spiel endet, sicher wieder zufrieden nach Hause gehen. Die Hoffnung Weiden zu ärgern, muss das Ziel sein.