Kommentar zum Artikel im NK vom 01.12.2023 – Gute Laune trotz Millionen-Verlust
Ein Interview, welches der Nordbayerische Kurier mit dem Geschäftsführer der Bayreuth Tigers GmbH, Matthias Wendel führte, hinterlässt doch bei vielen Fans große Fragezeichen – größere, als die bisherigen – und das sollte man Seitens der Tigers durchaus ernst nehmen. Ob dies geschieht, darf aber ebenfalls durchaus bezweifelt werden, wie die Vergangenheit oft genug bewies.
Der erste Punkt der Unverständnis gilt der aktuellen finanziellen Situation. Im letzten Geschäftsjahr, so steht es geschrieben, habe die GmbH einen Verlust von 2,2 Mio Euro gemacht. Will man den Fans tatsächlich erzählen, dass in einem Jahr bei einem Zuschauerschnitt von 1200 Zuschauern und 700 verkauften Dauerkarten, man sein Budget mal eben um ca. 100% überzogen habe? Wenn dem so ist, was in unseren Augen unfassbar wäre, dann muss dies zum Wohle des Bayreuther Eishockeys Konsequenzen haben. Und hier nehmen wir ganz klar den Geschäftsführer und auch die Gesellschafter ins Visier. Wie kann es sein, dass bei der vergangenen Gesellschafterversammlung von 22 Gesellschaftern nur 10 anwesend waren? Ist den fernbleibenden Gesellschaftern nicht bewusst, dass sie hier ebenfalls eine Verantwortung tragen? Und noch schlimmer – wie kann ein Geschäftsführer, der 2,2 Mio Minus in einer Saison macht auch noch entlastet werden – wenn auch nur mit 6 Stimmen?
Die Aussage Wendels „Die Unsicherheit ist weg, jetzt haben wir die Gesellschafter mit im Boot“ ist mit vernünftiger Sichtweise nicht nachzuvollziehen. Wie kann man bei einer Zustimmungsrate von 27% (6 von 22 Gesellschaftern) absurderweise davon ausgehen, die Gesellschafter im Boot zu haben? Die Mehrheitsverhältnisse spielen für uns bei über 50% Anteile auf der Seite von Matthias und Claudia Wendel eine untergeordnete Rolle. Dass sich in jedem Fall Widerstand regt, ist durch das an die Öffentlichkeit gekommene Interna von 500.000 € an kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten und Dienstleistern durchaus zu belegen. Aber wie immer betont Wendel, dass man sich keine Sorgen machen müsse. Das muss dann der EHC Bayreuth ja schon seit Jahren nicht tun – auch wenn weiterhin Forderungen im mittleren 5-stelligen Bereich die Existenz des Stammvereins massiv gefährden. Eine bodenlose Frechheit, wie hier mit ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern und insgesamt 180 Kindern umgegangen wird. Nur durch private Unterstützung kann der Stammverein aktuell überleben – dies scheint aber Matthias Wendel in seiner „Alles ist gut und ich habe gute Laune-Blase“ nicht zu interessieren.
Apropos „Gute Laune“ – seinem Zitat, dass bei den Fans langsam Ruhe einkehre, möchten wir hier vehement widersprechen. Bei uns Fans kehrt definitiv keine Ruhe ein, denn man fragt sich schon, warum denn den großspurigen Worten am 1. Fanstammtisch der Ostkurve, die Zahlungen an den EHC Bayreuth hätten höchste Priorität immer noch wenige Taten gefolgt sind? Haben sich die Prioritäten erneut verändert – wie das Fähnchen im Wind, welches Matthias Wendel bei seinen Aussagen zu sein scheint? Kleinere Zahlungen an den Stammverein werden wohl laut Christian Weiß – dem 2. Vorstand des EHC Bayreuth unregelmäßig abgegeben. Die Gesamtforderung liege aktuell immer noch bei ca. 35.000€, erhöhe sich aber am 10. Dezember um weitere knapp 12.000€. Ein Loch von knapp 47.000€ ist hier weiterhin zu füllen. Warum Matthias Wendel wie im Kurier geschrieben die Forderungen der GmbH an seine Gläubiger nicht realisiert, um die Verbindlichkeiten an den EHC zu begleichen, muss man nicht verstehen. Einen Zahlungsplan habe man seitens des EHC Bayreuth abgelehnt. Wir Fans unterstützen dies und warum sollte man diesen auch eingehen, wenn der Zahlungsplan danach, wie so oft nicht oder unvollständig eingehalten wird.
Das einzig Positive ist tatsächlich die Mannschaft, die weit besser performt, als man erwarten durfte. Diese verdient auch unsere Unterstützung. Was wir weiter nicht unterstützen, ist die Art nach der Matthias Wendel alle Fakten an sich abprallen lässt und seine eigene Wahrheit – modern „alternative facts“ schafft. Keine Transparenz, Worte, die am Ende leere Worthülsen sind und ein finanzieller Scherbenhaufen sind das Ergebnis von Jahren der Führung unter Wendel. Aber über Allem thront der Chef, der nicht müde wird zu beteuern, dass man sich keine Sorgen machen müsse – wenn das der Stammverein auch behaupten könnte, indem endlich alle Verbindlichkeiten seitens der GmbH beglichen werden würden, dann – aber nur dann könnte auch Ruhe bei uns Fans einkehren.
Wir Fans sehen gerne qualitativ hochwertiges und kämpferisches Eishockey. Das Ganze darf aber nicht als Luftschloss daherkommen. Solides Wirtschaften muss die höchste Prämisse haben. Den Beweis ist man bislang schuldig geblieben. Deshalb ist der Stammverein und dessen Überleben aktuell das höchste Gut. Und wir Fans hören erst dann auf den Finger in die Wunde zu legen, wenn Herr Wendel dort seine Verbindlichkeiten begleicht!
Ein Kommentar
Marcus
Ich bin jetzt etwas verwirrt. Und ich will mich auch garnicht auf das langjährige Thema mit der Wirtschaftlichkeit auslassen, aber eines kapiere ich gerade nicht. Man schreib hier „der Stammverein – höchstes Gut“ oder „der Stammverein und private Investoren“. Das ist auch alles richtig, aber ich verstehe nicht, warum man hier nicht mal ein Zeichen setzt. Warum kommen z.B. so wenige Fans zum Stammverein?
Genau diese Unterstützung braucht der Stammverein jetzt am meisten.
Aber egal wo man hinhört, überall dieselbe Leier, wie wir sind eins, aber sehen tut man es nicht.
Außer die MainKurve. Wenn die nicht wären, würde es mit dem Stammverein wahrscheinlich auch anders aussehen. Danke